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Gerry müde … vom Pride-Month. Und das Schlimme ist, dass es erst Tag 2 ist. Ich bin mir sicher, dass alle wissen, was es mit dem Christopher-Street-Day auf sich hat. Ich brauche den also nicht noch näher erläutern. Und wer dennoch Input braucht: Suchmaschinen helfen. dogger4Think
Aber es tritt wieder ein Phänomen auf, was ich wie die Pest hasse. Ich glaube, man bezeichnet es als »Pinkwashing«. Unternehmen, die sich das restliche Jahr über in der Regel einen Scheiß für die LGBTQIA* interessieren.
Jetzt dürfen wir uns also einen Monat lang wieder anhören, wie toll die Unternehmen sind. Wie sehr sie sich für die Rechte von uns einsetzen bla … bla … BRECH! Ich weiß nicht mehr ob es letztes Jahr, oder das Jahr davor war, da hat sich ein Travestiekünstler (Oder war sie transsexuell? Verzeiht. Ich weiß es nicht genau) sehr Böse dazu geäußert. Zu Recht.
U. A. ging es darum, dass gerade Communitymitglieder als Werbefiguren engagiert werden. Oft mit geringer oder sogar sehr häufig ohne Bezahlung. Nur um zu zeigen »Hey. Wir sind LGBTQIA* freundlich«. Für diesen einen Monat. Für diese kurze Zeit.
Eine Zeit unter anderem um derer zu gedenken, die für unsere Rechte gekämpft haben und manchmal auch dafür gestorben sind. Weltweit. Doch auch die Community selbst ist gewissermaßen schuld daran.
Dieses ›weltweit‹ wird immer wieder gerne außen vor gelassen. Nehmen wir mal Berlin. Eine inzwischen riesige Pride-Metropole. Und immer geht es ums Gleiche. Mehr Rechte für uns hier in diesem Land.
Und wenn jeder von euch einmal drüber nachdenkt, was für Rechte wir inzwischen in unserem Land haben, sollte auch jeder mal über die Grenzen unseres Landes hinausschauen. Russland. Türkei. Länder, in denen Leute deportiert werden, sobald sie auch nur positives über andere Sexualitäten denken.
Ich möchte nicht beschönigen, dass uns hier in Deutschland hier und da noch Rechte fehlen. Im Gegenteil. Aber wir sollten nicht egoistisch sein. Wir sollten auch viel mehr für die Rechte jener eintreten, die für sich nicht eintreten können, ohne dafür zu bezahlen. Und zwar lautstark!
Auf CSDs wird m. E. mehr gefeiert, als demonstriert. Laute Musik. Tanzende Massen. Eine Botschaft ist nur schwer zu erkennen. Oder meist auf die eigene Gruppe oder den eigenen Fetisch bezogen. Nix Politisches. Traurig meistens. Und das erkennt man oft auch an den Slogans.
Für dieses Jahr sind noch nahezu keine Slogans zu finden. Und es ist … Juni. Schlafen die Vereine. Aber ich hätte hier mal Vorschläge (insbesondere für Berlin) inkl. Routenideen. Aber ich weiß, dass ich mit dieser Meinung sehr allein auf weiter Flur da stehe. Denn es geht um die Rechte einer Gruppe. Nicht um die Rechte der Welt. Und das ist unfassbar schade.
Slogan-Ideen:
- Love across borders – Liebe über Grenzen: Zu zeigen, dass unsere Liebe zu unserem »ich-Sein« nicht nur auf uns beschränkt ist. Sondern das unsere Liebe auch für die Menschen ausreicht, die ihre Liebe nicht leben dürfen.
- Be yourself … EVERYWEHERE – Sei du selbst … ÜBERALL: Man selbst zu sein ist das Gesündeste auf dieser Welt. Viele können das nicht und werden krank und begehen oft auch Selbstmord.
- STOP HATE IN *! – Stoppt Hass in ****!: Hier ist das ***** durch ein entsprechendes Land einzufügen. Fälschlicherweise wird immer von »Phobien« gesprochen. Aber es sind keine Ängste. Es ist Hass, der übertragen wird.
Natürlich sind das jetzt nicht die besten Slogans. Aber ich denke, sie sagen aus, was ich sagen möchte. Und man sollte auch mit den Feiern runterfahren. Ja wir sind Stolz auf das, was wir sind. Aber müssen wir dazu (halb)nackt durch die Straßen ziehen und zu den aktuellen Pop-Songs abzappeln? Hilft das? Nein!
Plant die Züge an Botschaften problematischer Länder vorbei. Schreit eure Forderungen (gewaltfrei) raus! Ruft im Chor »FREEDOM FOR RUSSIAN-PRIDE!« Oder »STOP KILLING OUR FRIENDS« und so weiter. Denn genau das sollten wir weltweit sein. Freunde.
Und Freunde sind füreinander da und helfen. Sie halten uns davon ab, unüberlegte Dinge zu tun. Sie ziehen uns heraus, aus dem Loch in dem wir nur an das Ende denken.
Hass diskriminiert. Hass tötet. Hass treibt in den Selbstmord. Und das Problem haben wir hier nicht mehr. Aber woanders. Und vielleicht hilft dieser Blog niemanden. Aber vielleicht bringt er auch nur einen CSD-Gänger dazu, für so etwas einzustehen. Und wenn es sein muss, werde ich diese Predigt jedes Jahr führen. Bis man es begreift.
Ach und liebe Unternehmen, die berühmte Leute der LGBTQIA*-Community anwerben: Bezahlt die Menschen gefälligst und bezahlt sie gut. Sendet eine Botschaft die es auch wert ist und versucht nicht nur uns dazu zu bewegen, eure überteuerten Produkte zu kaufen! Und viel wichtiger ist:
KÜMMERT EUCH DAS GANZE JAHR UND ÜBERALL UM DIESE ZERBRECHLICHEN MENSCHEN!
Euer dogger4Rage Gerry
2 Kommentare zu „Gerry 365 #153: 02.06. – Der <em>oof</em> Pride-Month und die CSD-Party“
Dass die Menschen sich dabei (fast) komplett nackt ausziehen und durch die Straßen wandeln, hat meiner Meinung nach auch nicht mehr viel mit Toleranz zu tun. dogger4Think Aber dass “schwul” oder ähnliches zu sein einfach nur noch Party bedeutet, das hab ich ja schon vor vielen Jahren mitgekriegt. Und bis zu einem gewissen Alter denken die Leute auch an nichts Anderes. Leute über einem bestimmten Alter hatten ihr Outing meist auch gerade erst und leben sich dementsprechend aus.
Ich finde, es gibt halt zwei Sorten: Die einen wollen nur normal behandelt werden. Da zähl ich mich auch dazu. Selbst wenn jemand ankommt mit “ich finde das so mutig wie offen du damit umgehst” roll ich nur die Augen. Like, really? Das gibt einem erst recht das Gefühl, nicht normal zu sein! xD In anderen Ländern, wo es verboten ist und die Leute regelrecht gejagt werden, ist das natürlich was anderes.
Und dann gibt es die Sorte: “Ich bin xyz und das ist auch gut so! Leb damit!” Das sind dann die Leute, die durch die Gegend rennen und es allen erzählen, weil… Gründe? dogger4NotSure Ich meine, ich mach auch kein Geheimnis draus, aber in 80% der täglichen Lebenssituationen hat meine Sexualität doch eh keinen Einfluss und interessiert kein Schwein? dogger4Notice Und darüber bin ich eigentlich schon ganz froh. Man stelle sich vor, wir müssten uns noch einen Stecker anheften um uns von der Masse abzuheben, wie das für andere Gruppen zu anderen Seiten noch üblich war. Die meisten von denen man so hört, tun das aber sogar freiwillig…
Und letztere erregt am meisten Aufmerksamkeit, obwohl die gar nicht wirklich für das stehen, was sie anprangern. Wenn sie denn überhaupt dafür einstehen… dogger4Shrug So nach dem Motto “wer am lautesten Schreit, bekommt recht” dogger4OMG Aber im Endeffekt wirft gerade das eher einen Schatten auf den ganzen Rest und wirkt eher kontraproduktiv. Drama Queens ohne Ende, auf die sich Unternehmen und Medien dann stürzen… yay.
dogger4Hi Liebster Gerry dogger4Luv
Ich finde es auch schade das man Party braucht um den CSD zu beleben. Man veranstaltet die Partys damit die Leute zur Demo kommen. ohne diese würde nur ein Bruchteil der Leute noch mitgehen. Das ist traurig.
Und ja. Wir Mimimimiren hier in Deutschland über kleine persönliche (aber wichtige) Befindlichkeiten wärend wo anders Menschen ermordet werden. Traurige Gesellschaft in der das persönliche Mimimi lautstark gefordert wird und alles was den nächsten betrifft schon nichtmehr interessiert.
Stop hate – Everywhere!
der Suri dogger4Comfy