Ein Gerry + zwei Männer = Polyamorie Outing

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Hallo meine lieben Welpen.
Diesen Blog zu schreiben kostet ein wenig Überwindung. Polyamorie Und ich muss für den Blog etwas weiter ausholen. Dazu aber gleich mehr.
Erst einmal möchte ich, dass keine Verwechslungen auftauchen, weshalb ich erstmal die Sache an sich erklären möchte.

Von Opensofias – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78181344

Polyamorie ist genau genommen das Gegenteil der Monogamie. Während man in einer Beziehung i. d. R. nur einen Partner liebt oder mit ihm schläft, ist es in der Polyamorie etwas anders. In dieser Form der Beziehung kann es passieren, dass ein Mensch mehrere Personen liebt, bzw. für mehrere Personen mehr empfindet, als bloße Geilheit oder Attraktivität. Daher ist es nicht mit der ‚freien Liebe‘ zu verwechseln, in der es primär um das Ausleben sexueller Gelüste geht.
Genauere Erklärung zu der Polyamorie selbst folgen gleich.

Womit Polyamorie auch gerne verwechselt wird, ist die Bigamie. Bei der Bigamie ist die Eheschließung einer Person mit mehreren anderen Personen gemeint. Dies stellt sowohl eine Ordnungswidrigkeit als auch eine Straftat in Deutschland dar. Und ist tatsächlich auch kein Bestandteil meines Lebens, dieses Blogs, oder was auch immer.

Verzeiht bitte vorweg, aber ich werde hier und da auch Wikipedia zur Hilfe nehmen, da es manche Dinge gibt, für die ich keine Worte finden kann.
Wie oben erwähnt, ist Polyamorie das Führen mehrerer Beziehungen. Dabei muss es nicht zwingend sein, dass sich alle betroffenen lieben. Meist, soweit ich das bisher erlebt habe, geht diese Art der Liebe nur von einer Person aus. Nehmen wir als Beispiel einmal ein Dreiecksgespann:

Ein Beispiel

Person A ist der Initiator.
Person B ist der erste Partner.
Person C ist der zweite Partner.

Person A hat sich erst in Person B und nach einer Weile in Person C verliebt. Nicht immer passiert es, dass B damit einverstanden ist (Dazu später noch mehr). Doch im guten Fall ist sie es.

Das Allerwichtigste hierbei ist jedoch, dass alle Beteiligten voneinander wissen. Oder sich, im Idealfall, auch kennen. Ansonsten wäre es letztendlich nichts weiter als Fremdgehen. Jedenfalls, wenn B und C damit einverstanden sind, ist A vermutlich sehr glücklich. B und C lieben sich jedoch nicht, können aber definitiv damit Leben, dass A halt mehr fühlt. Ich hoffe, dass dies soweit verständlich war.
In der Polyamorie spielt normalerweise auch Treue eine große Rolle. Natürlich könnte man jetzt damit kommen „A ist doch B gegenüber untreu wenn er mit C vögelt“. Könnte man. Man kann es aber auch lassen. Denn Treue bedeutet in dem Fall, nur die beiden und kein anderer. Es sei denn, dass Polyamoröse wird erweitert. Was man hier nicht vergessen darf: Letztendlich ist es eine Form der Liebesbeziehung. Und B und C wissen in diesem Fall voneinander und auch nahezu alles.
Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen und Regelungen, dass die Beziehungen offen oder teilweise offen gestaltet sind.

Wichtige Punkte und Flagge

Dies führt mich zum Punkt der Offenheit und Ehrlichkeit. Man muss offen miteinander umgehen. Und dabei ist Neugierde auch erlaubt. Denn es kann doch sein, dass einer das auch erleben möchte, was der andere hat. Und umgekehrt. Etwas zu verleugnen wäre gegenüber dem Dritten unfair und sollte daher vermieden werden. Kleine Geheimnisse sollten dennoch erlaubt sein. Selbst unter monogamen Beziehungen gibt es Vertrauliches, was man nicht losplappert. Glaube ich zumindest.

Es geht übrigens auch nicht darum, nicht eifersüchtig zu sein. Sondern eher darum, bereit zu sein, darüber zu reden. Ohne Vorbehalte. Daher ist ein wichtiger Punkt, den ich auch bei Gerrys Welpen immer wieder anspreche, zu reden. Man muss miteinander reden. Worte sind hier das wichtigste Gut. Denn keiner sollte hier zu kurz kommen.

Von Jim Evans – http://clarebayley.com/2013/06/a-field-guide-to-pride-flags/

Die polyamore Gemeinschaft hat natürlich auch eine Flagge. Diese seht ihr in zwei Formen dieses Blogs und folgend nun die Erklärung dazu aus Wikipedia.

„Die Flagge (und in ähnlicher Form auch die Schleife) zeigt von oben nach unten drei gleich große Balken in blau, rot und schwarz, mit folgender Symbolik: Blau steht für Offenheit und Ehrlichkeit zwischen den Partnern in einer Poly-Beziehung, rot steht für Liebe und Leidenschaft, schwarz zeigt Solidarität mit jenen Menschen, die polyamor empfinden, es aber aufgrund sozialen Drucks nicht leben können.

In der Mitte der Flagge steht ein goldenes π. Der griechische Buchstabe π (Pi) steht für den Anfangsbuchstaben des Wortes Polyamorie. Die Farbe Gold symbolisiert den hohen Wert, der auf innige, emotionale Verbindung gelegt wird. Sie soll also auch zeigen, dass es nicht nur um physische Nähe geht.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Polyamorie

Puh. Das war ganz viel Stoff. Und das Wichtigste kommt jetzt erst. Zumindest das Wichtige für mich.

Polyamorie Outing

Wie angekündigt muss ich sehr weit ausholen. Und zwar 12 Jahre weit. Denn da habe ich, das erste mal in meinem Leben, zur gleichen zeit zwei Menschen geliebt. Und ja. Ich meine geliebt. Also so wie es da auch steht. Zu der Zeit war ich bereits drei Jahre mit meinem damaligen Partner zusammen. Doch, dank des Internets, hatte sich zu einer anderen Person mehr als nur ‚gern haben‘ entwickelt. Es wurde auch Liebe.
Ich hab mir jedoch immer eingeredet, dass es daran liegt, dass ich unglücklich sei. Was allerdings eher daran gelegen hat, dass ich von meinem Partner damals nicht die Aufmerksamkeit bekommen habe, die ich wollte.

Ich habe wirklich gelitten. Ich liebte meinen Partner über alles. Wir waren sogar verlobt. Und ich habe mich selbst irgendwie dafür gehasst, einen anderen zu lieben. Da ich dies nicht mehr aushielt, habe ich mich in einem Chat, in dem ich jahrelang Mitglied war, ausgeheult. Sie fanden es nicht schlimm. Und ich war verwundert über die Offenheit. Allerdings war ein User zu offen. Und sehr neugierig.
Da ich gerade im Redefluss war, hab ich geredet und geredet und geredet. Und irgendwann klingelte mein Telefon. Es war mein Partner, der Schluss gemacht hat.
Ich möchte anmerken, dass ich die andere Person nie getroffen habe. Nur Webcam und Telefon. Und auch null sexuell. Ich bekam nicht einmal die Möglichkeit, mich zu erklären. Es war einfach zu ende. Ich hatte selten das Gefühl, etwas schlechtes getan zu haben. Doch da war es unendlich. Wenige Tage später, habe ich den Kontakt zu dem Anderen eingestellt und bin zu meinem Partner zurückgegangen.
Aber wirklich glücklich wurde ich mit ihm nicht mehr. Na gut. Der Rest ist Vergangenheit.

Langes Leid

Im Laufe der Jahre ist dies jedoch immer wieder mal vorgekommen. Ich hatte einen Partner und verliebte mich trotzdem. Ohne, dass auch nur ein bisschen meiner Gefühle für den Partner schwächelten. Ich wusste, dass es polyamore Beziehungsformen gab. Denn ich, neugieriger Köter, habe mich über das Thema erkundigt.
Von den Gefühlen habe ich, bis dieses Jahr, nie einem Partner erzählt. Ich habe natürlich hier und da spitzen fallen lassen wegen mehreren Beziehungen oder ähnliches. Aber sehr wage nur. Keiner konnte damit was deuten.

Jeeeedenfalls. Es ist 2019. Und ich musste letztes und auch dieses Jahr feststellen, was für ein unglaublich tollen Verlobten ich habe.
Aus sehr persönlichen Gründen, führen wir eine Semioffene Beziehung. Details dazu gibt es keine. Ich kann nur sagen, dass ich das bisher nicht ausgenutzt habe, obwohl die Möglichkeit bestünde. Oder mein Mann war mit dabei.

Happy end?!

Dieses Jahr ist es wieder passiert. Und ich habe es wochenlang mit mir rumgetragen. Ich war unheimlich wütend, dass mein Herz auch diesen wundervollen Menschen (Ja. Ich meine dich Zino.) „betrügt“. Nichtmal der betroffene Mann wurde von mir Informiert, der mich aber schon seit längerer Zeit liebte. Aber ich habe mir das ins Gedächtnis gerufen, was ich über das Thema weiß und ich nahm, wie gesagt nach mehreren Wochen, allen Mut zusammen und schrieb meinen Verlobten an (ja… ich bin in der schriftlichen Kommunikation besser als in der verbalen). Mein Mann, mit dem ich das Thema, aus reinem angeblichen Interesse bzgl. des Themas an sich, schon besprochen habe, der daran zwar nicht direkt glaub, hat die tollsten Worte gesagt, die man sagen kann in dieser Situation:

„Dass ich nicht daran glaube, bzw. es für gewagt halte oder mir selber nicht vorstellen kann zwei Menschen mit dem gleichen Maß an Liebe im Leben zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass ich das Thema tabuisiere. Ich würde dich auch nie davon überzeugen wollen, Schatz. Jeder Mensch hat seine eigene, komplexe Gefühlswelt.“

Zino

Es schlug mir keine Negativität entgegen. Nicht mal grobes Unverständnis. Sondern Liebe. Die Liebe meines Verlobten kam mir entgegen und sagte „Solange du glücklich bist“. Und ich kann nicht in Worte fassen, wie stolz ich darauf bin, so einen tollen Mann abbekommen zu haben.

Doofe Frage vorweg

„Aber… Aber …. Du bist verlobt. Wen heiratest du nun?“
Diese Frage ist unmissverständlich zu beantworten. Und das weiß auch der Dritte im Bunde. Es ist Zino. Und wird es immer sein. Nur schließt die Ehe, in meinen Augen, die Liebe zu anderen Menschen nicht aus.

Tja und hier bin ich. Der Gerry mit aktuell zwei Partnern. Ob das für immer ist? Schön wärs. Aber auch wenn nicht, genieße ich das, wie es nun ist. Ich liebe meine beiden Männer unheimlich doll. Und bei beiden würde es mir das Herz brechen, würde ich einen von ihnen verlieren.
Und egal was die Gesellschaft sagt, werde ich nicht aufhören zu Lieben. Denn ich habe mich jahrelang damit gequält, mehrere zu lieben, aber nicht zu dürfen. Nun ist Schluss damit.

Euer Gerry

Anmerkung des Autors: Die zweite Beziehung ist nicht mehr vorhanden.

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